• Phantastikon

    Folge 60: Sherlock Holmes (Das erste Fandom der Geschichte)

    Ich begrüße euch zu einer weiteren Ausgabe unserer Rubrik „Helden, Versager und andere Ikonen“.

    Weiterführende Sendungen:

    Arthur Conan Doyle – Spiritist und Gentleman

    Sherlock Holmes ist neben Dracula jene fiktive Figur, die in der Popkultur am meisten adaptiert und inszeniert wurde. Dass der Detektiv auf der ganzen Welt bekannt ist, liegt aber nicht an den kongenialen Originalgeschichten, sondern an den unzähligen Filmen, Theaterstücken, Musicals und Comics. Fast alle Symbole und Sätze, die aus den vielen Fernseh-, Film-, Theater- und anderen grafischen Reproduktionen stammen und die heute scheinbar zum Kanon gehören – wie etwa der Deerstalker-Hut – kommen in den Texten überhaupt nicht vor. Aber während diese dazu neigen, mit der Mode zu wechseln, scheinen die Originalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle, die immer wieder bearbeitet werden, sich in unserem kollektiven Bewusstsein festzuhalten wie nichts vor oder nach ihnen.

    Musik von Kevin MacLeod.

    Folge 59: Ebenezer Scrooge (Die Geister der Weihnacht)

    Seit Charles Dickens 1843 „Eine Weihnachtsgeschichte“ veröffentlicht hatte, ist der Name Scrooge zu einem Synonym für einen gemeinen, geizigen Menschen geworden. Ebenezer Scrooge ist Dickens‘ berühmteste Figur und eine der berühmtesten Charaktere der so reichen englischen Literatur. Bei der Erschaffung von Schurken hat sich Dickens von jeher mehr ins Zeug gelegt und mehr Energien auf sie verwendet als bei seinen gutherzigen Figuren. In unseren Breitengraden ist Scrooge zwar bekannt, nimmt aber keineswegs die Popularität ein wie in englischsprachigen Ländern. Selbst der bekannteste (und vielleicht beliebteste) Ableger in Form der Ente Scrooge McDuck heißt bei uns „nur“ Dagobert.

    Und damit begrüße ich euch zu einem weiteren Eintrag in unsere Rubrik „Helden, Versager und andere Ikonen“.

    Weiterführende Sendungen:

    Der Vampir – Herkunft, Mythos und Geschichte

    Die Anfänge der Schauerliteratur

    Halloween

    Die Legende vom kopflosen Reiter

    Folge 58: Die Augen der Heather Grace von David Pirie

    Wir sind nie in den Genuss der bemerkenswerten Krimis gekommen, die David Pirie anfangs der 2000 für die BBC produzierte. Die zweiteilige Geschichte „Murder Rooms: The Dark Beginnings of Sherlock Holmes“ wird auf der Insel zu den besten Präsentationen gezählt, die das Fernsehen auf diesem Sektor je geschaffen hat. Allerdings muss man dazusagen, dass es zu dieser Zeit die Sherlock-Serie noch nicht gab, die erst 2010 ausgestrahlt wurde.

    Insgesamt sollte es die Serie, die an die frühen Hammer-Filme und den amerikanischen Film Noir der 1940er Jahre erinnert, auf sechs Filme bringen. Dass sie trotz des Erfolges eingestellt wurde, ist nach wie vor eines der großen Rätsel, hat aber wohl mit BBC-Interna zu tun. Sie kam viele Jahre zu früh und würde heute ganz anders behandelt werden.

    Musik von Kevin MacLeod.

    Folge 57: Die Welt bei Kerzenschein (Folklore und Legenden)

    Folklore und Legenden sind Teil eines Vermächtnisses unserer ursprünglichen Ängste, die in der Morgendämmerung der Menschheit ihren Ursprung haben, als die Welt noch vom Übernatürlichen dominiert war: Wälder, Hügel, Berge und Flüsse waren der Lebensraum von alten, unsichtbaren Dingen. Leben bedeutete, im Schatten dieser Geheimnisse zu leben. Kerzen drückten die tiefe Angst des Menschen aus, nur in einem kleinen Lichtkreis inmitten einer riesigen, dunklen Welt zu leben.

    Dieses Motiv ist eine Konstante in fast jedem Mythos. Hrothgar, der König der Dänen, erbaute eine große Festhalle in den wilden Mooren Dänemarks und brachte damit das Licht und das Lachen der Menschen in die dunkle Landschaft seines Reiches. Grendel, einer der drei Gegenspieler des Beowulf, zahlt es den Eindringlingen in sein Gebiet heim, indem er sich nachts in die Halle schleicht und alle Anwesenden ermordet. Die goldenen Tapeten sind abgerissen, die Lichter der Halle erloschen, und das Moor liegt wieder still und leise da.

    Und damit begrüße ich euch zu einem neuen Themen-Special, von dem es im Phantastikon bereits einige gibt. Wenn ihr euch dafür interessiert und diese Sendungen noch nicht gehört habt, findet ihr sie überall dort, wo ihr eure Podcasts empfangt oder auf phantastikon.de.

    Warum wir Fantasy brauchen

    Der Vampir

    Die Schauerliteratur (oder Gothic Novel)

    Der kopflose Reiter

    Gestaltwandler

    Die Musik stammt von Kevin MacLeod.

    Folge 56: Martha Grimes – Inspektor Jury schläft außer Haus (Jury #1)

    In unserer Rubrik Buchbesprechungen kommen wir heute zu Martha Grimes und ihrem ersten Band der Inspektor Jury-Reihe: Inspektor Jury schläft außer Haus. Im Original „The Man with a Load of Mischief“. Das Buch erschien 1984 und die ganze Reihe ist in England angesiedelt, obwohl die amerikanische Autorin dort nie gelebt hat, aber begeistert ist vom englischen Flair.

    Vielleicht ist es für einige Leser noch zu früh, Martha Grimes als klassische Autorin zu bezeichnen. Mit 84 Jahren ist sie immer noch sehr aktiv und veröffentlicht im Durchschnitt ein Buch pro Jahr. Für ihre Jury-Reihe wurde sie mit dem Nero Award des Wolfe Packs  ausgezeichnet, jener literarischen Vereinigung,  die sich den Arbeiten Nero Wolfes verpflichtet fühlt und ähnlich wie die Mystery Writers of America mit ihrem Edgar jährlich einen Preis vergibt. 2012 gewann sie eben dort den Edgar Grand Master Award. Sie hat allein in den USA rund 10 Millionen Bücher verkauft und ist in 17 Ländern veröffentlicht worden. In Deutschland ist sie sehr beliebt, denn dort wurde vor ein paar Jahren eine Fernsehserie ausgestrahlt, die auf ihrer Richard-Jury-Reihe basiert.

    Zu schreiben begonnen hatte Grimes erst mit etwa 50 Jahren. Vorher kämpfte sie gemeinsam mit ihrem Sohn gegen eine Alkoholsucht an. Und auch dann hatte es noch einige Jahre gedauert, bis sie zum ersten Mal auf den Bestsellerlisten auftauchte. Erst mit 60 Jahren verdiente sie ernsthaft Geld mit ihrer Arbeit. Dennoch wird Martha Grimes von allen Seiten dafür gelobt, wie sie den traditionellen britischen „cosy mystery“ aufgefrischt, und vielleicht sogar neu erfunden hat.